

Elke Erat
26. Feb. 20240 Min. Lesezeit
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Mein Leben nach Brustkrebs
Wie alles begann....
Reisen mit unserem/unserer Joe/Jolien
Wir entdecken die Welt
Wie ernähre ich mich.
Diagnose Krebs
Im September 2017 ging ich wie jedes Jahr zum Brustkrebs-Screening ( Was ich unbedingt jeder Frau empfehle dort hin zu gehen) Dann kam der Brief, um nochmal ins Brustzentrum zu kommen für eine nochmalige Kontrolle. Bis zu diesem Termin schickte ich 1000 Gebete zum Himmel. An jenem Termin im September erklärte mir der Onkologe, dass er eine Unebenheit im Screenings gesehen hat und diese per Ultraschall nachschauen möchte. Er schaute und schaute, ich versuchte in seinem Gesicht zu lesen ist es was schlimmes mein Herz pochte bis zum Hals. Es war die längste 1/2 Stunde meines Lebens, endet das nie. Auf einmal "da ist er ich habe ihn", ich hatte den Schreck meines Lebens! ich war auf einmal wie in weiter Ferne ich dachte nur noch jetzt wirst du sterben wie deine Mama. Ich hörte den Arzt fragen ob er sofort eine Biopsie machen solle oder ob ich einen neuen Termin möchte. Ich sagte wie in Trance, er möge das bitte sofort tun.
Als ich wieder einigermaßen Luft bekam fragte ich ob es Brustkrebs 🎗 sei, er sagte, er denkt ja aber Gewissheit haben wir erst dann wenn das Biopsie-Ergebnis da sei. Er versprach mir mich sofort anzurufen wenn er das Ergebnis hätte. Ich ging wie in Watte gepackt zum Auto und dort weinte ich schrecklich. Ich verlor den Boden unter den Füßen, dieser Moment war für mich mein Todesurteil. Als ich mich einigermaßen gefasst hatte rief ich mein Mann an und erzählte unter Tränen was ich soeben erfahren hatte. Er sprach so einfühlsam zu mir, dass wir das gemeinsam schaffen ( Es war sicher für ihn auch ein schlimmer Schock). Mein Mann sagte zu mir du bist eine starke Frau und wir eine starke Familie wir schaffen das gemeinsam.
ERGEBNIS BIOPSIE 2017
Donnerstags kam der Anruf von meinem Onkologen , ich muss ihnen leider mitteilen der Tumor ist bösartig. Für mich brach eine Welt zusammen denn ich hatte immer noch ein wenig Hoffnung, dass das Ding in mir gutartig war. Von diesem Zeitpunkt funktionierte ich nur noch. Der Onkologe erklärte mir die nächsten Schritte ich solle mich schnellstmöglich in ein Brustzentrum begeben. Meine Familie war so einfühlsam mit mir und unser Familienband wurde immer fester. In meinem Kopf herrschte soviel durcheinander ich hatte große Angst jetzt sterben zu müssen, was wird aus meiner Familie, tut es weh und und und...! Dann ging alles ganz schnell ich bekam ein Termin im Brustzentrum und nun ging das Prozedere los. Es folgten unzählige Untersuchungen, hat der Krebs schon gestreut, sind die Lymphknoten befallen? Das ständige warten auf die Ergebnisse, die ständige Angst es war grauenvoll und haben mich noch kränker fühlen lassen. Der Professor erklärte mir, dass sie die Ergebnisse alle zusammentragen und dann eine entsprechende Therapie in der Tumorkonferenz mit vielen Ärzten besprochen wird. Ich wollte nur noch, dass das Ding was so bösartig war aus meinem Körper haben. Ich sagte dem Professor er solle meine Brust komplett abnehmen soviel Angst hatte ich. Am Tag der OP schickte ich so viele Stoßgebete nach oben. Ich überstand die Operation den umständen entsprechend gut und der Professor sagte mir bei der Visite, dass der Tumor sehr viel größer war als auf dem Ultraschall zu sehen war und das wir wahrscheinlich eine Chemotherapie sowie eine 6- wöchige Bestrahlung machen müßten. Letztendlich mussten wir noch auf das Biopsie-Ergebnis und die Tumorkonferenz warten. Mir gingen 1000 Gedanken durch den Kopf wie die schlimmen Nebenwirkungen der Chemotherapie sein würden. Ich ging vom schlimmsten aus! Jetzt fallen mir alle Haare aus, brauche ich eine Perücke! Wird es mir extrem schlecht gehen, wird mir nur schlecht sein und vieles mehr! Ich hatte große Angst meine Brust anzusehen sie wurde brusterhaltend operiert. Eine liebevolle Schwester half mir vor dem Spiegel damit klar zu kommen. Was ich dann zu sehen bekam ..... war eigentlich gar nicht so schlimm. Ich wurde nach 10 Tagen entlassen hatte aber immer noch kein endgültiges Ergebnis. Ich solle nächste Woche zu Chemo-Ambulanz kommen und dann meine erste Chemotherapie bekommen . Freitags rief mich mein Professor an und teilte mir mit, dass die Tumorkonferenz beschlossen hatte mir keine Chemotherapie zu verabreichen. Mir fielen so viele Steine vom Herzen ich war so erleichtert, meine Gebete wurden gehört! Keine schlimmen Nebenwirkungen! Ich durfte meine Haare behalten, ich werde nicht mit einer Glatze rumlaufen müssen. Wer mich kennt weiß, dass mir meine Haare immer sehr wichtig waren und noch sind.
Die Entlassung / Therapie
Meine ersten Tage nach der OP und den Ergebnissen die ich ja jetzt so nach und nach bekommen hatte musste ich mich erstmal sammeln. Ich war froh, dass der Tumor nicht mehr in mir war. Jetzt musste ich erstmal in mich kehren und überlegen wie ich mit der ganzen Sache umgehen kann und wie meine Familie damit um ging. Letztendlich hatte ich nicht viel Zeit zu überlegen denn die Vorbereitung der Bestrahlung ging auch schon bald los. Ich hatte keine Ahnung was da mit mir gemacht wurde (war vielleicht auch ganz gut so). Ich hatte für mich entschieden mich zu belesen und mich mit meinem Feind auseinanderzusetzen. Zudem wollte ich offen mit meiner Krankheit umzugehen. Ich musste zum MRT wo genau eingezeichnet wurde wo die Bestrahlung statt finden sollte. Der Tag der ersten Bestrahlung war sehr unheimlich, dieses große Gerät was am Anfang sehr laut ist und dann um einen rumfährt. Es ist ein so komisches Gefühl, man sieht nichts und spürt nichts! Im großen und ganzen habe ich es sehr gut vertragen, es machte nur sehr sehr müde. Manche Frauen hatten schreckliche Verbrennungen, manchen wurde es schlecht , jeder reagierte anders. Ich hatte am Schluss ganz leichte Verbrennungen wirklich nur leicht die ich mit Quarkwickel und Kohlblättern gut im Griff bekommen konnte. Nach 6 Wochen hatte ich alles gut überstanden und konnte mich jetzt erst einmal von allem erholen!
Die Zeit danach
Was soll ich sagen ich hatte alles mehr oder weniger gut überstanden, aber die große Angst blieb. Mein Onkologe und die Tumorkonferenz mit allen Ärzten aus zwei Brustzentren hatte die Therapie wie folgt für mich festgelegt: Als erstes kam die Bestrahlung die ich ja schon geschafft hatte. Nun sollte ich zur Genberatung um festzustellen ob ich nicht das Brustkrebsgen BRCA1 oder BRCA2 hatte. In der der Genberatung wurde erst einmal ein Stammbaum erstellt, wer in meiner Familie schon mal Krebs hatte. Dann wurde mir Blut entnommen um zu schauen ob ich das BRAC habe. Wieder 3-4 Wochen warten. Zeitgleich fing ich mit der Antihormontherapie (Tamoxifen) an, diese sollte ich nun 10 Jahre nehmen. Später nach den Wechseljahren sollte dies auf Aromatasehemmer umgestellt werden. Da ich noch nicht in den Wechseljahren war wurde mir empfohlen die Eierstöcke sowie Gebärmutter entfernen zu lassen. Ich war erstmal geschockt, ich hatte doch gerade erst eine große OP hinter mir! Mein Onkologe meinte, ich solle jetzt erst mal in die Anschlussheilbehandlung (REHA) gehen und mich von allem gut erholen. Es wurde ein Antrag gestellt und ich sollte für 3 Wochen nach St. Peter Ording. Der Gentest war mittlerweile ausgewertet und ich hatte das BRCA Gen Gott sei Dank nicht. Aber leider liegt unser familiäres Risiko bei meinen Kindern an Krebs zu erkranken bei bei 62%. Das heißt, sie können ab 25. Lebensjahr zur Frühkontrolle gehen! Dies wird dann von den Krankenkassen übernommen, der nächste Schock wo wir mit leben müssen. Wir werden es positiv sehen.
St. Peter Ording Reha
Alles begann mit einer Mundspüllösung namens Berliner Luft, wer dieses edle Likörchen noch nicht kennt sollte es schnellstmöglichst gurgeln. Denn damit begann unser erster gemeinsamer Abend in der Reha . Emily und Lisa waren beide ebenfalls an Brustkrebs 🎗erkrankt und genauso voller Ängsteund alleine zu dieser Anschlussheilbehandlung (AHB) wir kannten uns von einer FB-Gruppe. Dies war für uns alle eine absolut neue und aufregende Situation. Am Empfang lernten wir uns alle persönlich kennen und verstanden uns auf Anhieb. Nach dem Ankommen, Auspacken und nach dem ersten gemeinsamen Abendessen verabredeten wir uns also noch auf einen Plausch in Emilys Zimmer , welches lustiger Weise direkt neben Lisas lag. Mein Zimmer war eine eine Etage über ihnen.
Nachdem wir etwas über unsere Diagnosen und zurückliegenden Behandlungen gesprochen hatten, beschlossen wir, in dieser Reha zu heilen . Und zwar nicht körperlich, sondern seelisch. Wir hatten das Thema Krebs 🎗lange genug unseren Alltag bestimmen lassen und wollten gemeinsam nach vorne sehen und es uns gut gehen lassen, wieder fit werden war die Devise. Darauf stießen wir dann an; mit Berliner Luft aus unseren Zahnputzbechern.
Seit diesem Abend waren wir quasi unzertrennlich. Die vorherigen Ängste, alleine die Reha durchstehen zu müssen, und keinen Anschluss zu finden, waren wie weggeblasen. Wir saßen zusammen beim Essen gingen zusammen zu den Anwendungen und verbrachten auch unsere Freizeit miteinander.
Die Gang
Nachdem wir uns soweit eingelebt hatten schlossen wir noch weitere Bekanntschaften. Sasa saß anfangs mit Lisa und Emily beim Essen an einem Tisch, nach dem diese beiden dann an meinen Tisch umzogen, kamen bei Sasa Nadine und Christian hinzu. Wir unternahmen viel gemeinsam, nach ein paar Tagen „gabelte“ Lisa dann auch noch Marko beim gemeinsamen walken auf und unsere Gruppe war komplett. Fortan waren wir quasi unzertrennlich und wurden von allen, selbst den Therapeuten „die Gang“ genannt. Wir trafen uns zum Essen, egal ob Frühstück, Mittag oder Abend, gingen gemeinsam zu Anwendungen, verbrachten sogar unsere Freizeit gemeinsam. Wir spielten Tischfußball, Badminton, gingen oft schwimmen, der Whirlpool hatte es uns besonders angetan, machten gemeinsame Ausflüge, erkundeten die Umgebung und besuchten regelmäßig umliegende Restaurants und den Schafstall. Es fühlte sich etwas an wie eine Klassenfahrt und eine Reise zu sich selbst. Aber nicht nur zu seinem alten Ich. Man lernte sich auch neu kennen, setzte Prioritäten neu. Im Nachhinein kann ich sagen, dass uns die AHB wirklich geholfen hat aber noch mehr haben wir uns gegenseitig geholfen. Wir haben uns ausgetauscht, zusammen gelacht und geweint, Mut gefasst und uns geschworen, von nun an immer auf uns zu achten. Uns verbindet eine gemeinsame Vergangenheit, auch wenn wir alle so unterschiedlich sind. Wir waren in unserer eigenen Seifenblase, dass hat uns stark gemacht, gemeinsam. Ich bin unendlich dankbar, diese „Gang“ in meinem neuen Leben zu haben. Auch an der heutigen Geschichte hat meine liebe Freundin Lisa fleißig mitgeschrieben, danke!
Unzensiert
Unsere legendären Ausflüge begannen meistens mit einem tollen Essen in den schönen Restaurants von SPO oder auch beim Gosch . Es gab Fisch ohne Ende, Burger wurden verspeist und zum Nachtisch teilte ich mein Pannacotta oft mit Lisa. Das eine Mal gabs für mich sogar eine „vergoldete“ Currywurst. Und nein, sie war nicht golden, sondern mindestens so teuer wie ein Goldbarren.
Unseren ersten großen Ausflug starteten wir nach Husum; leider ohne Emily, welche erkältet das Bett hüten musste. Wir aßen dort die besten Krabbenbrötchen der Nordsee, stöberten durch sämtliche Geschäfte, sahen uns die schönen Häuserfassaden an und zum Abschluss gabs noch Kaffee, Eis und Crêpe in einem kleinen süßen Café. Emily wurde von uns natürlich nicht vergessen, für sie habe ich mit Lisa als völlig Unwissende der Strick-und Häkelkunst einen Wollladen in Aufruhr gebracht.
T
Es kam irgendwie alles anders wie ich dachte
Glücklich und wieder voller Lebensfreude kam ich aus der Reha. Nun wusste ich es steht mir noch eine große OP bevor aber ich dachte mir das schaffe ich locker mit links . Nun ja, ich machte den Termin zur Op und kam auch recht zügig dran, nur leider war dies keine Spaziergang auch nicht seelisch ! Sie nahmen mir meine Gebärmutter, meine Eierstöcke raus, hoben meine Blase an und setzten innerlich noch zwei Plastiken........puhhhhh ! Es war schrecklich ich lief tagelang mit meinen Schläuchen in einer Jutetasche herum und einen Blasenkatheter setzten sie mir natürlich auch noch :( . Nun ja es musste eben sein, ich wartete mal wieder auf die Ergebnisse aber irgendwann kamen diese und sie waren Gott sei Dank alle in Ordnung. Nun auf bitten und drängeln entließ mich der Chefarzt zu meinem Hochzeitstag und ich war zwar noch erschöpft aber froh endlich alles Hinter mir zu haben und konnte nun in Ruhe mich zuhause erholen.
Es wurde die Antihormontherapie auf Aromatasehemmer Anastrozol umgestellt und ich hatte die schlimmsten Befürchtungen. Man sagte mir, dass dieses Medikament meine Lebensversicherung sei und ich diese jetzt für mindestens 10 Jahre nehmen solle trotz sehr hoher Nebenwirkungen! Ok dachte ich, auch das werde ich schaffen. Aber es sollte viel schlimmer kommen wie ich mir jeh hätte vorstellen konnte! Ich bekam schreckliche Gelenkschmerzen, nahm mega an Gewicht zu, womit ich auch gerechnet hatte, schließlich bin ich Hormonmäßig von 100 auf 0 gebremst worden, dass musste man erst mal verdauen. Von daher hatte ich mit ähnlichen schon gerechnet aber so extrem definitiv nicht. Ich versuchte viel Sport zu machen was aber leider immer und immer schlechter ging. Ich ging mittlerweile schon auf die 70 Kg zu und ich aß eigentlich recht wenig und gesund aber egal was ich versuchte nichts konnte meine Gewichtszunahme stoppen!!! Meine Gelenke spielten auch nicht mehr mit, ich hatte unendliche schmerzen. Das war wie ein Lotteriespiel einen Morgen konnte ich kaum laufen vor Fußschmerzen den nächsten Morgen taten mir die Schultern oder Ellenbogen weh es war fürchterlich. Aber es muss doch irgendwann mal aufhören.......aber das tat es nicht, ich war so verzweifelt.
Mein letzter Versuch
Ja, so gingen die Monate vorüber ich wurde immer dicker und irgendwie ging es mir immer schlechter. Ich hatte unzählige Versuche gestartet irgendwie abzunehmen von Weight Watchers, Fasten, Kalorien zählen, Low Carb und unzählige weitere Diäten. Ich nahm auch kurzfristig ein wenig ab .... aber doppelt so viel wieder zu . Es war einfach zum . Meine Gelenkschmerzen wurden durch die Nachbehandlung nach Brustkrebs (Antihormontherapie, Tamoxifen, Anastrozol und Exemestan) so stark, dass ich noch nicht mal mehr Sport machen konnte. Ich verfiel in Depressionen, hatte schreckliche Hitzewallungen, egal was ich anstellte es half irgendwie nichts . Meine einzige Freude zu diesem Zeitpunkt war das Treffen mit unserer Gang. Es war eine riesen große Freude alle wieder zu sehen. Das Treffen fand in unserem Garten statt, die meisten übernachteten bei mir. Es war ein so toller Abend und für den Moment vergaß ich meine Sorgen! Das einzige was mir noch Freude bereitete waren unsere Reisen, mein Mann und ich liebten es durch die Welt zu reisen. Ich lief körperlich nur noch auf 20%, hatte keinen Antrieb mehr, war ständig Müde nichts ging mehr. Die Ärzte wussten leider auch keinen Rat außer Schmerzmittel und irgendwelche Antidepressiva (die ich nicht nehmen wollte)und den Spruch da müsste ich jetzt durch.
Ich bin Elke 60 Jahre alt und möchte mich euch kurz vorstellen.
Zu meinem Glück gehören 4 tolle Kinder, Sascha, Jannis, Sophie und Celine und mein Ehemann Christian. Zu unserem Glück gehören auch unsere Enkelkinder Antonia, Bruno und Hugo. Auch ein tolles Rudel bestehend aus 2 Bordercollies Malu, Pepper und mein Chihuahua Amadeus-Herbert sowie unser Ragdollkater Murphy gehören zu unserem bunten Leben.